«Reden ist Silber, Schweigen ist Gold», so sagt ein Sprichwort. Ja, Schweigen ist oft Gold. Doch es gibt auch das verbrecherische Schweigen – den Verrat.
Magdalene Ziegeler
16. März 2018

In der Passionszeit wird ganz besonders der Leiden Jesu gedacht. Der Freundschafts- und Treueverlust seiner Jünger bewegt mich in diesem Zusammenhang immer sehr: Einer verriet ihn und drei seiner engsten Jünger schliefen im Garten Gethsemane ein, als Jesus sie im Angesicht seiner bevorstehenden Kreuzigung gebraucht hätte. Petrus, der vorher noch beteuert hatte, ihm stets treu zu sein, sogar mit ihm in den Tod zu gehen, verleugnete ihn jämmerlich vor einer Magd.

Ich bin weit davon entfernt, diesen Jünger zu verurteilen. Petrus verleugnete seinen Herrn mit heftigen Worten, sogar mit einem Schwur. Ich verriet meinen Herrn durch mein erbärmliches Schweigen.

Es war kurz vor Ostern. Damals 16 Jahre alt – mein Christsein war mir ernst, liebte ich doch meinen Herrn und wollte für ihn leben –, im Religions-Unterricht. Der Vertretungslehrer sprach mit uns über die Auferstehung Jesu: «Wer von Ihnen glaubt eigentlich an die Auferstehung Jesu?» Damit hatte ich nicht gerechnet. Was jetzt?

Bisher hatte ich mit meinem Christsein hinterm Berg gehalten. Ich wartete. Würde sich jemand melden? Nichts regte sich, kein Finger ging in die Höhe und so blieb auch mein Mund stumm. Miserabel, gemein und verräterisch fühlte ich mich, weil ich nicht den Mut aufgebracht hatte, zu meiner Überzeugung zu stehen. Noch heute sehe ich die Traurigkeit im Gesicht des Lehrers. Was er danach noch sagte, wie er uns zu der Wahrheit der Auferstehung hinführte, weiss ich nicht mehr. Im Geist hörte ich den Hahn krähen. Was hatte ich nur getan? Durch mein Schweigen hatte ich den verraten, der sich nicht schämte, sich für mich an ein Kreuz nageln zu lassen. Ihn, der sich für mich zu Tode geliebt hatte, verriet ich durch mein jämmerliches Schweigen. Ein einziges Mal sah ich diesen Lehrer danach an einer Missionsveranstaltung wieder. Und wieder fand ich nicht den Mut, zu ihm hinzugehen und mich als Christ zu outen und ihn um Verzeihung zu bitten. Wie sehr hätte er sich gefreut! Und noch mehr hätte sich mein Herr gefreut.

Bekennermut

«Satan sagt: ‹Bekenne dich zunächst nicht öffentlich. Mache es wie die Ratte hinter der Täfelung. Komm nie hervor, um dir deine Nahrung zu holen, ehe es Abend wird. Es ist ja nicht absolut notwendig zu sagen: Ich bin Christ!›

Mein Freund, hüte dich vor Satans List! Wenn ein Soldat, der Christ ist, in die Kaserne kommt und sich sagt: ‹Ich will beim Beten nicht niederknien, weil sie sonst mit Stiefeln nach mir werfen, wie das in den Kasernen üblich ist. Ich will mein Christentum für mich behalten›, so tut er gewiss Unrecht. Aber wenn er freudig sagt: ‹Ich will meine Fahne zeigen. Ich bin ein Christ, und das werde ich bekennen, komme auch, was da wolle!›, so wird er feststehen. Aber Satan möchte es mit etlichen von euch dahin bringen, dass ihr nachgebt, damit ihr nach und nach fallt. Widersteht ihm! Nehmt euer Kreuz auf und folgt dem Herrn Jesus nach!» (Spurgeon)

Das sind deutliche Worte. Ob sich heute noch jemand öffentlich in Gesellschaft anderer zum Gebet niederkniet, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall gibt es vielfältige Möglichkeiten, seinen Glauben zu bekennen oder auch zu verheimlichen. Spurgeon hat recht. Man tut gut daran, von Anfang an Farbe zu bekennen. Je länger man damit wartet, umso schwieriger und unwahrscheinlicher ist es, dass man es überhaupt wagt.

Kennen Sie das? Nach aussen hin erscheinen wir christlich, leben unser gemütliches frommes Leben, doch wir schämen uns unseres Herrn und scheuen uns vor Schmach und Verachtung. Wir sind oft Jünger, die Verrat an ihrem Meister üben.

(Artikelauszug aus ethos 03/2018)