«Die Christen müssten mir erlöster aussehen», meinte einst der Philosoph Friedrich Nietzsche. Trifft das auch auf Sie zu? Wenn ja, woran könnte das liegen? Mögliche Ursachen für fehlende Freude. (Teil 1)
Thomas Lange
31. Oktober 2017

Freude gehört zur Frucht des Geistes (Gal. 5,22) und breitet sich im Herzen der Menschen aus, die durch den Glauben an Jesus Christus wiedergeboren wurden zu einem neuen, ewigen Leben. Wer diesen lebensverändernden Moment erfahren hat, dessen Seele ist zur Ruhe gekommen. Doch nicht nur das. Gott möchte in ihm die Frucht des Geistes zur Entfaltung bringen (Joh. 15,16).

Fröhlichkeit und Freude sollten daher Grundbestandteil unseres Glaubenslebens sein, denn Gott selbst ist ein Gott der Freude (Zef. 3,17), der Ursprung echter Freude liegt in Ihm (Ps. 4,8). Allerdings zeigt die Beobachtung, dass bei vielen Christen nur wenig von dieser Freude zu sehen ist.


«Freudenräuber» Nr. 1: Keine Heilsgewissheit

Johannes wollte in seinem ersten Brief die Empfänger ermuntern, sich des ewigen Lebens gewiss zu sein. Ein erklärtes Ziel seiner Zeilen bestand darin, die Freude der Gläubigen zu festigen (1. Joh. 1,4). Wie viele unnötige innere Bedrängnisse erleiden Gläubige betreffs der Frage der Heilsgewissheit!

Ich erinnere mich an einen Evangelisationsabend in unserer Gemeinde. Nach dem Vortrag kam ein Mann zu mir und räumte ein, die stetig wiederkehrende Frage, ob er denn wirklich errettet sei, lähme ihn und raube ihm jegliche Freude im Leben. Schliesslich konnte er nach einem längeren seelsorgerlichen Gespräch im Gebet Jesus Christus danken, dass er Gewissheit über diese bohrende Frage bekommen hatte. Nun darf niemandem das Heil zugesprochen werden, der kein echtes Kind Gottes ist. Doch die Schrift sagt unmissverständlich, dass ein wirklich wiedergeborener Mensch nicht mehr verloren gehen kann, weil letztlich der Herr selbst es versichert: «Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben» (Joh. 10,28).

Als Pastor Wilhelm Busch einmal mit einem jungen Theologiestudenten über diese Frage sprach, gebrauchte er folgendes Beispiel:

«In meinem Garten ist ein Apfelbaum eingepflanzt. Der muss nicht jeden Tag neu darum ringen, dass er ein Apfelbaum sei. Der muss nicht jeden Tag sich neu darum sorgen, dass er nicht über Nacht ein Pflaumenbaum werde. Er ist ein Apfelbaum. Aber darum muss er ringen, dass er Frucht bringe.»1

Der Herr Jesus fordert uns in Lukas 10,20 auf, uns darüber zu freuen, dass unsere Namen im Himmel angeschrieben sind. Dazu benötigen wir Heilsgewissheit!


«Freudenräuber» Nr. 2: Sorgen

Die Christen in Philippi hatten «Freude im Herrn» (Phil. 4,4) – aber sie standen in Gefahr, diese Freude zu verlieren. Warum? Nur zwei Verse weiter wird eine Problematik erwähnt, die uns allen wohlbekannt ist: Sorgen. Manchmal bereiten sie uns schlaflose Nächte. Sie überfallen uns wie ein Blitz oder schleichen sich langsam an wie ein Raubtier, welches seine Beute im Visier hat. Was wird der Arzt wohl diagnostizieren? Bin ich vom Stellenabbau in meiner Firma betroffen? Werden meine Kinder ihren Lebensweg mit Jesus gehen? usw.

Ehe wir uns versehen, geraten wir in den Abwärtsstrudel des Grübelns und merken nicht, wie unsere trüben Gedanken uns von unserem Freudengeber wegziehen. Sorgen rauben uns die Freude. Sie sind wie Dornen, die Gottes Wort und die damit verbundene Freude ersticken (Matth. 13,22). Auch der Widersacher nutzt sie und tritt uns wie ein brüllender Löwe entgegen. Er sucht regelrecht nach Möglichkeiten, uns durch quälende Gedanken zu verschlingen (1. Petr. 5,8). Hier müssen wir sehr wachsam sein. Petrus ermahnt uns einen Vers zuvor, «alle unsere Sorge auf ihn (Jesus Christus) zu werfen»!


«Freudenräuber» Nr. 3: Mangelnde Naherwartung des Herrn

Während der Gemeindegründung in Thessalonich kamen viele zum lebendigen Glauben. Die jungen Christen zeigten reges geistliches Wachstum und ihr Zeugnis breitete sich überall aus. Der missionarische Eifer war vorbildlich. Doch in punkto Wiederkunft des Herrn zweifelten die Thessalonicher.

Zweifel gebiert Unsicherheit, Unsicherheit sägt an der Festigkeit im Glauben und ohne diese geraten wir ins Wanken! Paulus schrieb darauf seinen ersten Brief an die Thessalonicher und erklärte, was es mit der Wiederkunft Jesu auf sich hat. Seine Ausführungen schloss er mit der Aufforderung: «So ermuntert nun einander mit diesen Worten» (1. Thess. 4,18). Obwohl wir den Zeitpunkt von Jesu Wiederkunft nicht kennen, soll uns allein die Tatsache, dass er wiederkommen wird, unermessliche Freude ins Herz geben.

In Johannes 16,16 ff. spricht Jesus von seinem Tod, der Auferstehung und seinem zweiten Kommen. Nun, ein zweites Kommen setzt ein erstes Gehen voraus! Letzteres versetzte die Jünger in Traurigkeit. Doch der Herr lenkte ihre Blicke auf seine Wiederkunft: «Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch» (Joh. 16,22). Wir lernen daraus: Ein ungetrübter Blick nach oben, weg von uns selbst, und eine christuserwartende Sicht bewirkt (Vor-) Freude (auf den Himmel) in unseren Herzen.

(Artikelauszug aus ethos 11/2017)