Mein erster Winterbesuch in Nordfinnland führte mich in den Riisitunturi-Nationalpark in Finnisch-Lappland. Leider war die 11-tägige Tour enttäuschend, da der Himmel ständig bedeckt war. Also beschloss ich, es ein Jahr später noch einmal zu versuchen. Ich flog nach Evenes in Norwegen, mietete mir dort ein Auto und fuhr los.
Nachdem ich mich an das Fahren mit Spikes auf schneebedeckten Strassen gewöhnt habe, geht es ziemlich flott über Kiruna (Schweden) nach Südosten in Richtung Rovaniemi (Finnland). Aufgrund der Kälte und des nächtlichen Nebels ist die Landschaft mit einer Raureifschicht überzogen und glitzert im Licht der tiefstehenden Sonne.
Am Abend verlasse ich Rovaniemi und fahre zu einem zugefrorenen See, um dort auf die Polarlichter zu warten, die für diese Nacht vorhergesagt sind. Kaum habe ich das Stativ aufgebaut, bekomme ich Besuch von einer asiatischen Touristengruppe, die sich etwas rücksichtslos vor mir auf dem See niederlässt und ein Picknick macht. Mit der Ruhe ist es nun vorbei und ich suche mir einen neuen Fotoplatz an einer Nebenstrasse. In der Zwischenzeit werden die Nordlichter immer intensiver.
Bei minus 22 Grad wärme ich mich zwischendurch im Auto auf, halte es dort aber nicht lange aus, denn der Nachthimmel bietet immer wieder spektakuläre Farbbilder.
Am nächsten Tag erreiche ich meine Unterkunft für die kommenden Tage am Rande des Riisitunturi-Nationalparks. Dieser Nationalpark ist einer der wenigen Orte in Lappland mit einem einzigartigen Mikroklima. Die Luftfeuchtigkeit ist genau richtig, damit sich Eis und Schnee auf den Fichten ansammeln können, wodurch sich die sogenannten Tykky bilden. Die Bäume, die bis zu drei Tonnen Schnee tragen können, stehen wie grosse weisse Kegel in der Landschaft.
Am späten Nachmittag steige ich mit den Schneeschuhen den Hügel hinauf und geniesse die vereisten Fichten im Abendlicht. Sobald die Sonne am Horizont verschwunden ist, beginnt für mich als Fotograf die schönste Zeit des Tages, die Blaue Stunde. Es ist immer wieder beeindruckend, wie das Nachglühen den Himmel langsam von rötlich über purpur bis dunkelblau färbt.
Am nächsten Morgen herrschen wieder ideale Bedingungen. Es ist windstill, wolkenlos und mit minus 25 Grad bitterkalt. Zuerst fotografiere ich die Landschaft mit dem untergehenden Vollmond und dann mit der aufgehenden Sonne – ein Traum für Fotografen.
Von Riisitunturi ist es nicht weit zu den Myllykoski-Stromschnellen im Nationalpark Oulanka. Über den Fluss führt eine Hängebrücke, von der man einen einzigartigen Blick auf die alte Mühle hat.
Da es wärmer wird und sich ein Wetterumschwung ankündigt, fahre ich auf dem gleichen Weg zurück nach Norwegen. Zwischendurch lasse ich die Drohne steigen, denn aus der Luft ist die finnische Winterlandschaft mit zugefrorenen Seen und verschneiten Wäldern besonders beeindruckend. Nach einem heftigen Schneesturm und einer ziemlich schlaflosen Nacht im Auto erreiche ich die norwegische Grenze.
Nun beginnt der zweite Teil der Reise mit dem Besuch der Lofoten. Diese Inselgruppe besteht aus ca. 80 Inseln und erstreckt sich über eine Länge von 175 Kilometern. Die vier Hauptinseln sind durch Brücken und einen Tunnel miteinander verbunden.
Was die Lofoten so interessant macht, sind ihre Kontraste.
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