Mittlerweile hat sich dieser von den USA übernommene «Feiertag» auch in unseren Breitengraden eingenistet. Es braucht nicht viel Spürsinn, um zu erahnen, dass der geschichtliche Hintergrund düsteren Ursprungs ist. Lässt er sich verharmlosen?
Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e. V.
21. September 2022

Die wenigsten kennen die tatsächliche Bedeutung von Halloween. Der christliche Feiertag «Allerheiligen» (1. November) nennt sich auf Englisch «All Hallows Day». Der Vorabend, also der 31. Oktober, heisst «All Hallows Eve». Halloween ist demnach eine Herleitung aus «All Hallows Eve(ning)». Ursprünglich ehrte die katholische Kirche am 1. November ihre Märtyrer, später ihre Heiligen. Halloween ist der Tag, an dem Kelten und Angelsachsen das Ende des Sommers und den Anfang des Winters feiern. Für sie beginnt das neue Jahr mit Halloween, das Fest des Totengottes «Samhain», der – ihres Kultes gemäss – nach dem Sonnengott «Belenus» («Heiler und Bringer des Lichts») die «Herrschaft» übernimmt.

Die Kelten gehen auf das 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. zurück und hatten sich von der Donau bis zur französischen Hafenstadt Marseille angesiedelt. Die Angelsachsen waren ein germanisches Sammelvolk, bestehend aus Westgermanen und Nordseegermanen. Nach der keltischen Vorstellung wurde an «Samhain» den Seelen der Toten aus dem Vorjahr für kurze Zeit die Rückkehr in ihre ehemaligen Wohnungen erlaubt. Und da viele Angst vor diesen hatten, sollten sie – Geister, Hexen, Kobolde und Dämonen – durch grosse Feuer vertrieben und mit Opfern besänftigt werden. Die Kelten glaubten, dass am Vorabend des Festes die Toten in der Nacht umhergingen und sich in den Häusern an die Feuerstelle setzten. Dafür stellten sie ihnen auch Nahrung hin. Dieser Brauch hielt sich bis in dieses Jahrhundert hinein. Die Toten galten allerdings keineswegs als freundlich, sondern wurden oft für Gauner und böse Mächte der Finsternis gehalten; wie auch die Feen, von denen man glaubte, sie seien die Seelen der Verstorbenen.

Für die zurückkehrenden Toten wurde das Haus gründlich gereinigt. Die Haustür blieb unverschlossen. Alle gingen zu Bett, denn die Toten wollten nicht beobachtet werden. 1820 schrieb eine Frau: «Wäre das nicht schrecklich, wenn jetzt die Seelen all derer, die je in diesem Haus gewohnt haben, auf den Regalen vom Küchenschrank sitzen würden, oder an den Stangen, woran die Speckseiten hangen, und überall dort, wo sie Platz fänden, und uns bei dem, was wir machen, zusähen?» (Quelle: «Das keltische Jahr», Irland Journal 1993, Kevin Danaher). Viele Menschen glaubten, dass sich ein solches Prozedere zu Halloween abspielt.

Bis Anfang der neunziger Jahre war Halloween in unseren Breiten kein Thema. Nur ein paar amerikanische Familien, die mit ihren Soldaten in Deutschland wohnten, stellten einen ausgehöhlten Kürbiskopf vor ihr Haus oder feierten unter ihresgleichen Halloween-Partys. Als wegen des Golfkrieges 1991 das Geschäft mit dem Karneval weggebrochen war, schaffte Halloween in den USA den Durchbruch. Einige Amerikaner liessen sich für Halloween sogar eine Geisterbahn vor ihr Haus aufbauen. Selbst einen elektrischen Stuhl mit einer menschlichen Figur, die sich windet und raucht, stellten sich manche vor ihre Tür.

Die rasante Zunahme der Halloween-Kultur in Deutschland hat (auch) mit Kommerz zu tun. Pfiffige Unternehmer wissen, dass damit eine Menge Geld zu verdienen ist. Die Zurückhaltung mancher Anbieter in Deutschland ist längst Geschichte. Makabre und unappetitliche Accessoires, wie abgehackte Beine oder blutig-eitrige Wunden zum Aufkleben, sind keine Seltenheit. Je obskurer desto teurer. Und die Medien bieten die beste Plattform zur Verbreitung der Halloween-Hysterie. Am 31. Oktober 2011 kratzte die Tageszeitung «Die Welt» mit der Überschrift «Was zum Teufel ist eigentlich Halloween?» an der wahren Oberfläche dieses Brauchtums.

Ein tiefer Glaube

Was beinhaltet die Toten-Lehre der Kelten? Der Totengott «Samhain» sammelte in der Nacht die Seelen der während des Jahres Verstorbenen. Wegen ihrer Sündhaftigkeit waren diese in Körper von Tieren verbannt. Mit Anfang des neuen Jahres waren jedoch die Sünden gesühnt und die Seelen durften in den sogenannten «Druidenhimmel» eingehen. Die «Druiden-Priester» hatten die Aufgabe, Recht zu sprechen, wahrzusagen und Könige zu beraten.

Hinter all dem steckt ein tiefer Glaube: der Glaube an einen Gott der Toten. Umstritten bleibt, ob in der keltischen Zeit an Halloween menschliche Opfer gebracht wurden oder nicht.

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