Eine wichtige pädagogische und erzieherische Aufgabe ist es, die Entwicklung des kritischen Denkens zu unterstützen, damit Jugendliche ein gesundes und bibelbasiertes Glaubensfundament erhalten – nicht übergestülpt, sondern durch eigenes Erforschen entstanden und geprägt.
Neulich schaute ich mit meinen Schülern ein Video von «Crosstalk» aus der Reihe «Die grosse Geschichte». In der Episode machten die Darsteller klar, dass es von grösster Bedeutung ist, ob man die ersten Sätze der Bibel für wahr hält oder nicht. Folgt man dem Naturalismus, so ist der Mensch ein Zufallsprodukt. Glaubt man allerdings der Bibel, besitzt der Mensch, weil er im Ebenbild Gottes geschaffen ist, Ewigkeitswert.
Gibt es eine gültige, verlässliche Wahrheit? Im anschliessenden Gespräch fand ein reger Austausch darüber statt, wie sich Behauptungen überprüfen lassen.
Kritisieren bedeutet beurteilen
«Kritik» und «kritisieren» wird in der Umgangssprache gewöhnlich im negativen Sinne gebraucht. Meistens meint man damit eine Abwertung oder Bemängelung. Doch der ursprünglich griechische Begriff, aus dem Verb krínein abgeleitet, bedeutet vielmehr «(unter-)scheiden», «entscheiden» oder «beurteilen». Somit ist der korrekte Sprachgebrauch von «Kritik», bzw. «kritisieren» mehr eine Beurteilung nach dem Wert, und eben nicht nach dem Unwert einer Sache. «Kritik und kritisieren ist dann nicht das intuitive Ergebnis einer ablehnenden Haltung, sondern vielmehr das Vermögen, Eigenschaften, Argumente, behauptete Tatsachen, Fakten, aber auch Vermutungen oder Hypothesen aus verschiedensten Blickwinkeln zu prüfen ...»1
Daraus ergibt sich eine wichtige pädagogische und erzieherische Aufgabe: die Förderung des kritischen Denkens. Dieser Ansatz wird auch von Paulus genannt: «Prüft aber alles, das Gute haltet fest!» (1. Thess. 5,21).
Suchen ohne Einschränkung
Schon der Herr Jesus tadelte die religiöse Partei der Sadduzäer, deren Mitglieder vornehmlich Priesterfamilien angehörten. «Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr die Schriften nicht kennt noch die Kraft Gottes» (Matth. 22,29). Wissen allein führt nicht zum Glauben. Was es braucht, ist ein aufrichtiges Herz. Der Glaube ist letztlich immer eine Reaktion auf die Wahrheit.
Die Grundlage für kritisches Denken ist das selbstständige und umfassende Nachforschen und Überprüfen von Informationen. Dabei steht die eigene Meinung oder Glaubenstradition nicht im Vordergrund.
1 Gerald Rauning, «Was ist Kritik?», https://transversal.at/transversal/0808/raunig/de
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