In den USA gibt es die Reality-Fernsehshow «The Amazing Race» (Das erstaunliche Rennen). Die Mitspieler bilden Zweierteams und erhalten Aufgaben und Hinweise, die sie zu einem Rennen um die ganze Welt führen. Teilnehmerpaare disqualifizieren sich an verschiedenen Kontrollpunkten, wenn sie zu langsam sind. Das erste Paar, das die gesamte Reise vollendet, erhält den Preis. Ich habe die Show nur ein paar Mal gesehen, aber ich fand es unterhaltsam zu sehen, wie Paare kämpften, wertvolle Zeit vergeudeten und am Ende verloren. Es war auch inspirierend zu beobachten, wie Paare sich gegenseitig ermutigten, sich durch die Herausforderungen kämpften und die Stärken des jeweiligen Partners einsetzten, um die Ziellinie zu erreichen.
Bei einem Ehewochenende sprach meine Frau Lisa neulich darüber, dass sie unsere Ehe als eine lange Folge von «The Amazing Race» betrachtet. Der Grund, warum wir nicht oft streiten, ist, dass wir keine Zeit dafür haben. Wir haben genug damit zu tun, die Ziellinie zu erreichen. Selbst bei unseren Erfolgen haben wir nur Zeit für eine kurze Feier, weil die Uhr tickt. Wir klatschen uns schnell ab und dann geht es schon zum nächsten Kontrollpunkt. Wir machen vielleicht eine Pause, um Luft zu holen, aber dann stürzen wir uns schnell wieder in das Rennen. Ähnlich wie Paulus (1. Korinther 9,24–27) sehen wir unser irdisches Leben als Wettlauf.
Ein Marathonläufer sagte mir, man müsse versuchen, die zweite Hälfte der Strecke schneller zu laufen als die erste. Und sobald die Ziellinie in Sicht ist, sprinten viele Läufer los. Sie verbrauchen das letzte bisschen Kraft, das sie noch übrig haben, weil sie wissen, sie können sich auf den Boden werfen, sobald sie durch das Band gelaufen sind.
So möchte ich mein Leben führen. Ich möchte, dass die zweite Hälfte stärker wird als die erste. Die meisten in Amerika machen es andersherum: Sie tun radikale Dinge für Christus, wenn sie zwischen 18 und 25 sind, und sobald sie verheiratet sind, lässt das Tempo nach. Wenn sie Kinder haben, verlangsamt sich der Dienst für Christus zu einem Kriechen – man muss ja an die Familie denken. Und dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis man vergisst, dass man überhaupt in einem Rennen läuft. Stattdessen konzentriert man sich darauf, ein Haus zu bauen und sich niederzulassen.
Aber so muss es nicht sein. Wir können im Lauf des Rennens schneller werden. In unseren letzten Jahren können wir sprinten, weil wir wissen, dass wir uns danach in die Arme Jesu werfen können.
Von den Älteren lernen
Josua und Kaleb sind wunderbare Vorbilder für uns. In ihren Anfangsjahren waren sie die einzigen beiden Kundschafter, die daran glaubten, dass Gott sie zum Sieg führen konnte. Kaleb erzählt die Geschichte noch einmal in fortgeschrittenem Alter in Josua 14 (es lohnt sich, das zu lesen). Er erzählt von den früheren Tagen, als alle zweifelten, während er und Josua bereit zum Kämpfen waren. Darum erklärte Gott, dass nur Josua und Kaleb das Verheis-sene Land betreten würden. Alle anderen würden in der Wüste sterben. Der am meisten inspirierende Teil seiner Rede kommt am Schluss:
«Der Herr hat mich bis jetzt am Leben erhalten, wie er es versprochen hat. Vor 45 Jahren gab er Mose während der Wüstenwanderung Israels diese Zusage für mich. Heute bin ich 85 Jahre alt. Ich bin immer noch so stark wie damals, als Mose mich auf Kundschaft schickte, und ich bin heute noch rüstig und genauso gut im Kampf wie damals. Deshalb bitte ich dich, mir das Bergland zu geben, das der Herr mir an diesem Tag versprochen hat. Du wirst dich erinnern: damals kundschafteten wir aus, dass dort die Anakiter in grossen, befestigten Städten leben. Doch wenn der Herr mit mir ist, werde ich sie aus dem Land vertreiben, wie der Herr gesagt hat» (Josua 14,10–12).
Mit 85 war Kaleb so mutig wie eh und je. Es ist selten, dass wir Menschen in ihren Fünfzigern und Sechzigern treffen, die aus ihrem Glauben leben, noch seltener ist das bei Menschen in ihren Achtzigern. Ich habe überall in Amerika mit jungen Menschen gesprochen und sie sagen mir, wie gern sie sich von älteren Menschen, die aus dem Glauben leben, begleiten lassen würden. Aber sie können keine finden. Einige sind vielleicht fröhlich und freundlich, aber sie leben nicht mehr aus dem Glauben. Leider besteht ihr Leben daraus, die Enkel zu besuchen und in den Urlaub zu fahren. Manche häufen immer noch mehr Besitz an und hoffen, so das Beste aus ihren letzten Tagen auf der Erde herauszuholen.
(Artikelauszug aus ethos 04/2016)