
Mehr als Kaffee und Kuchen – der Titel deines Buches hat mich sofort angesprochen. Wie kam es dazu, dass du dich für dieses Thema engagierst?
Das begann während der Sommerpause meiner Bibelschule. Ich dachte, das wäre der perfekte Zeitpunkt, um mit einer Gruppe von Frauen die Bibel zu studieren. Ich war wohl etwas übereifrig (lacht). Später sprach ich mit der Frau des Pastors meiner Gemeinde über mein Anliegen, in der Hoffnung, dass sie eine solche Arbeit ins Leben rufen würde. Sie war von der Idee begeistert, meinte aber, ich solle diese Aufgabe selbst übernehmen. Das überforderte mich zunächst, ich fühlte mich unqualifiziert. Aber Gott hat mich zu dieser Arbeit berufen und sie mir aufs Herz gelegt.
Wie kam es überhaupt zu deiner Entscheidung für ein Leben mit Jesus?
In meiner Jugend sah ich Christen als Menschen, die sich vor Verantwortung drücken. Meine Schwester und ich wuchsen bei Pflegeeltern auf, die zwar reformiert waren, aber keinen persönlichen Glauben lebten. Eine Freundin meiner Schwester nahm uns mit in die Jungschar, wo wir erstmals mehr von Gott erfuhren. Aber ich stand dem Ganzen ablehnend gegenüber – ich konnte und wollte nicht an diesen Gott glauben.
Fast 20 Jahre später passierte etwas, das für mich bis heute nicht wirklich erklärbar ist. Gott rief mich! Anders kann ich es nicht beschreiben. Plötzlich war da dieser Gedanke, mich ihm zuzuwenden und in die Kirche zu gehen. Es fühlte sich völlig fremd an, nicht wie etwas, das aus mir kam. Ich war schockiert und versuchte zunächst, es zu verdrängen, was mir aber nicht gelang.
Eines Tages klingelte eine fremde Frau an meiner Tür – bei mir im fünften Stock. Sie suchte ein Restaurant, wo sie sich mit einer Freundin treffen wollte. Ich war erstaunt, warum sie ausgerechnet bei mir geklingelt hatte. Doch dann fragte sie unvermittelt, warum ich nicht in die Kirche gegangen sei. Ich starrte sie an. Es war, als hätte Gott einen Vorhang geöffnet. Ich konnte nicht antworten. In diesem Moment schien es mir, als würde Gott zu mir sagen: «Hör auf wegzulaufen, du weisst, dass es mich gibt.»
Von da an besuchte ich die Kirche und begann, in der Bibel zu lesen. Ich hätte mich als guten Christen bezeichnet, denn ich tat alles, von dem ich dachte, es gehöre zum Christsein dazu. Eines Tages, es war etwa ein Jahr vergangen und ich hatte inzwischen die Bibel durchgelesen, zeigte mir Gott, wie er mich wirklich sah – in meiner Sünde. Ich brach zusammen und weinte. Es war so überwältigend. Mir wurde klar: Ich brauche Jesus wirklich. Ich hatte schon vorher gewusst, dass Jesus für meine Sünden gestorben ist, aber ich dachte immer, ich sei nicht so schlimm wie andere. Schliesslich war ich doch immer brav gewesen. Doch in diesem Moment wurde mir der Unterschied zwischen mir und der Heiligkeit Gottes so deutlich bewusst und ich merkte ganz klar: Ich brauche Gott. Ich brauche seine Vergebung und sein Wirken in mir. Ich brauche ihn in jedem Bereich meines Lebens.
Nach meiner Bekehrung suchte ich eine Freikirche, doch keine schien mir «gut genug». In einer Predigt hörte ich dann: «Selbst die perfekte Kirche wäre nicht mehr perfekt, sobald du sie betrittst.» Da begriff ich: Ich kann nicht von anderen etwas erwarten, was ich selbst nicht bin.
Ich las weiterhin in der Bibel. Doch wann immer ich sie aufschlug, hatte ich neue Fragen. Viele davon wurden nach und nach beantwortet, als ich sie ein zweites Mal las. Gottes Wort erklärt sich in vielen Dingen selbst. Ich lernte auch zu akzeptieren, dass es in Ordnung ist, wenn ich nicht gleich alles weiss und verstehe. Trotzdem hatte ich das grosse Bedürfnis, mein Wissen zu vertiefen, und so besuchte ich für drei Jahre eine Bibelschule.
Eine eindrückliche Geschichte, wie Gott dich beim Namen rief. Gab es Momente, in denen du an Gottes Existenz gezweifelt hast?
Nein, nie, dafür bin ich sehr dankbar. Die Frage war eher, wie treu ich ihm sein wollte. Ich überlegte mir dann: Was wäre die Alternative?
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