Klopft der Zweifel an die Herzenstür, löst er unweigerlich Unsicherheit aus. Was tun?
Johannes Vogel
26. Juli 2021

Wer sich fragt, wo der Zweifel gegenüber Gott geboren ist, bekommt in der Bibel eine exakte Standortbeschreibung. Die Geburtswiege allen Zweifels steht im Garten Eden. Dort wurde durch die Schlange das kostbare Band der Gewissheit und schlichten Vertrauens gegenüber Gott zerschnitten. Statt felsenfester Überzeugung bot Satan schwankende Ungewissheit. Mit den Worten «... sollte Gott wirklich gesagt haben?» (1. Mose 3,1) säte der Widersacher erfolgreich den Samen des Zweifels in die Menschheit.

Obwohl Adam und Eva in einer persönlichen, liebevollen und vertrauensvollen Beziehung zu Gott standen, brachte sie der Zweifel mit seinem Kollateralschaden zu Fall. Der von der Schlange angefeuerte Skeptizismus gegenüber Gottes Anweisungen war ein kontroverser Gedanke und darum auch der Anfang vom Untergang. So zweifelten die beiden zuerst an Gott, und das führte im Endeffekt zu tiefem Selbstzweifel, denn nach ihrem Ungehorsam hatten Adam und Eva plötzlich das Bedürfnis, sich vor ihrem Schöpfer zu verstecken. Bis heute sehen wir diese Verhaltensmuster in der Christenheit. Sie ist mit notorischen, periodischen oder Gelegenheitszweiflern bevölkert, zu denen ich mich leider auch zählen muss.

Das aktive Zweifeln wird unter Christen sehr unterschiedlich bewertet. Die einen halten es für ein wertvolles Instrument, das Wachstum hervorbringt. Dagegen argumentierte der dänische Philosoph und Theologe Kierkegaard überzeugt: «Der Glaube ist das Gegenteil des Zweifels.» Das entspricht der Maxime der Bibel, die uns unmissverständlich sagt: «Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird» (Jak. 1,6).
Zweifel lösen unweigerlich Unsicherheit aus. Was also praktisch tun, wenn der Zweifel an Gott, seinen Plänen, seiner Wiederkunft und seinem unfehlbaren und irrtumslosen Wort mal wieder an der Herzenstür klopft? Im Austausch mit Menschen aus meinem Umfeld kristallisierten sich drei gleichermassen genutzte Strategien heraus.

Zweifel ignorieren

Wir leben in einer Zeit, in der Bibel- bzw. Glaubenskritiker das Sagen haben. Dieser Umstand und die Tatsache, dass Jesus Christus uns in so manche schwere Zeiten führt, bringen viele Menschen völlig unvorbereitet in Unruhe. Uns muss klar sein, dass solche Situationen Christen wie Ungläubige gleichermassen betreffen können. «Alles geschieht gleicherweise allen. Es kann dem Gerechten dasselbe begegnen wie dem Gottlosen ...» (Pred. 9,2 a).

Wenn unser Vertrauen in unseren Retter einen Stresstest erfährt, stehen wir in der Gefahr, zum Zweifler zu werden. Dass Zweifel kommen – ob aus dem Nichts oder nach Tragödien –, ist nicht steuerbar, aber der Umgang damit liegt zu 100 Prozent in unserer Hand. Manche Christen reagieren auf diese Unruhe, indem sie die Zweifel stoisch ignorieren. So sagte jemand zu mir: «Langanhaltende Zweifel nagen an meinem Nervenkostüm und rauben mir Stück für Stück meine Natürlichkeit. Darum hilft es mir, sie schlicht zu ignorieren, wie die Geräusche einer Baustelle.»

Zweifel haben einen vielschichtigen Effekt auf unseren Alltag. Durch Zweifel gerät etwas in uns ins Stocken. Es ist für manche Christen eine erfolgreiche Strategie, die Zweifel im Kopf zu überhören. «Wenn der Zweifel in meinem Kopf auftaucht, stelle ich die Lautstärke ab.»

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 08/2021.