Bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung im Licht der Bibel
Almut Pfeifer
1. Januar 2025

Ein markerschütternder Schrei gefolgt von wütendem Gebrüll hallt durch die Gänge des Supermarkts. Dabei hat die Mutter sich «nur» geweigert, ein Überraschungsei für ihren Kleinen aufs Kassenband zu legen.
Ich beobachte die Szene aus der Ferne und erinnere mich an ähnliche Situationen, in denen ich völlig durchgeschwitzt einfach nur froh war, den Laden möglichst schnell verlassen zu können. Wie leicht ist es, sich von aus-sen eine Meinung zu bilden. Wie schnell meinen wir zu wissen, was in der Erziehung anderer schiefläuft. Wie oft schon haben uns lieblose Ratschläge verletzt. Dabei weiss jeder, der in irgendeiner Weise mit dem Thema Erziehung zu tun hat, wie kräftezehrend diese Aufgabe sein kann.

Auf dem Weg, die uns anvertrauten Kinder zu mündigen und zu charakterstarken Persönlichkeiten zu formen, begegnen uns solche «Supermarktsituationen» in der einen oder anderen Form immer wieder. Sie sind so alt wie die Menschheitsgeschichte. Egal, wie wir als Eltern auf die Ausbrüche unserer Kinder reagieren: Wir erziehen dabei immer. Auch Nichthandeln ist Erziehung. Die Frage ist nur, von wem wir uns in unserem Handeln leiten lassen.

Vor noch nicht allzu langer Zeit war es üblich, dass Kinder in der Gegenwart von Erwachsenen schweigen mussten, ihre Eltern mit «Herr Vater» und «Frau Mutter» anredeten und bei Fehlverhalten mit Prügel bestraft wurden. So klar man sich von dieser Art der Erziehung auf der einen Seite distanzieren muss, so stark schwingt das Pendel heute in das andere Extrem. Im Rahmen von bedürfnisorientierter Erziehung, die das Kind in den Mittelpunkt des Handelns rückt, wird jede Ausübung von elterlicher Autorität als Hindernis in der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung deklariert. Trotz und Rebellion werden hoffähig gemacht. Der Zeitgeist verkauft sie uns als Kreativität und notwendiges Schärfen des eigenen Willens.

Die Bibel als Richtschnur

Wir brauchen zeitunabhängige Massstäbe, um nicht von gesellschaftlichen Trends mitgerissen zu werden, die morgen schon wieder überholt sind. In der Bibel finden wir Grundsätze, die uns als Richtschnur für die Erziehung unserer Kinder dienen. Gott, unser Schöpfer, kennt unser menschliches Herz und autorisiert sich daher am besten, uns anzuleiten.

Auf den ersten Seiten der Bibel lesen wir von der ersten «Supermarktsituation». Adam und Eva wollten von der verbotenen Frucht essen. Sie nutzten ihren freien Willen, um sich gegen die Autorität Gottes aufzulehnen. Seither ist jeder – auch das noch so süsse, kleine und unschuldig wirkende Baby – mit der Sünde infiziert. Dies prägt unser menschliches Leben und äussert sich – je nach Alters- und Entwicklungsstand – in Egoismus, Streit, Tod, kurzum in allem, was lebensfeindlich ist. «Die Torheit steckt dem Knaben im Herzen ...» (Spr. 22,15).

«Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer» (Röm. 3,12).
Aber die gute Nachricht ist, dass wir in Gott einen unermesslich liebenden Vater haben, der uns in unserem Trotz und unserer Rebellion nicht allein lässt, sondern Wege sucht, mit uns in Kontakt zu treten. Seine einzige Motivation ist die Liebe. Eine unvorstellbar grosse Liebe treibt Gott dazu, seinen einzigen Sohn Jesus am Kreuz von Golgatha die Rechnung für unsere Rebellion an unserer Stelle begleichen zu lassen. Dadurch können wir wieder in Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater treten. Wenn wir Jesus als Autorität anerkennen, nehmen wir seine Korrektur als Hilfe für ein gelingendes Leben dankbar an.

Folgen für die Erziehung

Dieser kurze Abriss über die Sicht der Bibel auf den Menschen hat direkte Auswirkungen auf unsere Erziehung: Als gläubige Eltern sind wir aufgefordert, unseren himmlischen Vater widerzuspiegeln. Wir sind «Botschafter an Christi statt» (2. Kor. 5,20) und repräsentieren Jesus in einer gottabgewandten Welt.
Unser Kind rebelliert gegen die elterliche Führung – ganz allein deshalb, weil es ein kleiner Sünder ist. Es ist unsere Aufgabe, ihm die Folgen der Rebellion aufzuzeigen und es liebevoll anzuleiten, sich vom Guten prägen zu lassen.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 01/2025