Entdeckungen auf einer Reise durch Die USA.
Emanuel Hausammann
26. August 2019

Einmal wie Old Shatterhand und Winnetou durch endlose Prärien reiten, den Wind im Haar spüren und unzählige Abenteuer erleben. Oder doch lieber wie Dennis Hopper im Film «Easy Rider» mit einem Motorrad über endlose Highways knattern. Mit dem Cabriolet von San Francisco nach Los Angeles dem legendären Highway Nr. 1 entlang. Zwischendurch noch schnell alle Attraktionen im Disney-Land oder den Universal Studios erleben und am Abend einen Drink am Santa Monica Pier geniessen. Das wäre der amerikanische Traumurlaub vieler Europäer. Wir haben uns für die andere Seite des amerikanischen Traums entschieden – wir waren Ruhesucher. Zum voraussichtlichen Abschluss unserer Ferien als komplette Familie planten wir darum mit unseren drei Kindern nach 15 Jahren nochmals eine Reise in die USA.

Ein erstes Lernstück in Sachen Stille erlebten wir auf unserem ersten Campingplatz. Dieser lag sehr idyllisch zwischen Hügeln mit wogendem Gras und immergrünen Eichen. Beinahe wie in den Beschreibungen Karl Mays über den Wilden Westen. Auf den ersten Blick nicht sichtbar, liegt dieser Ort genau in der Spitze zweier tektonischer Bruchlinien. Im Innern der Erde herrscht somit eine gewaltige Spannung, während der Mensch oben in der kalifornischen Sonne die Entspannung sucht. Stille kann trügerisch sein.

Einer dieser Bruchlinien, dem San-Andreas-Graben, folgten wir weiter Richtung Süden und liessen uns über die geologischen Sonderheiten dieser Region im Pinnacles-Nationalpark informieren. Hier zeigt sich, welchen Einfluss die in der Tiefe ruhenden Kräfte hätten, wenn sie nicht schlafen würden.

So alt wie König David

Unsere Reise führte uns danach quer durch Kalifornien zum Sequoia-Nationalpark. Hier planten wir wegen der grossen Hitze einen lockeren Spaziergang zwischen den Mammutbäumen. Da wir jedoch die Menschenmassen scheuen, entschieden wir uns für den Weg aussen herum. Der vermeintliche Spaziergang entpuppte sich in der Folge als ausgewachsene Wanderung. Nachdem wir die Wanderung beinahe schon abgebrochen und über eine Umkehr diskutiert hatten, gelangten wir nach einem anstrengenden Aufstieg in brütender Hitze doch noch in den Bereich der Baumgiganten. Diese uralten Bäume standen zum Teil bereits dort, als König David lebte, regierte und Psalmen dichtete. Da dieser Teil etwas abseits der Touristenströme liegt, erlebten wir dort eine greifbare, sakrale Stille. Es war beinahe so, wie wenn uns die Baumriesen zurufen würden: «Nimm dir Zeit und höre uns einmal zu, wir hätten so vieles zu erzählen.»

Lesen und betrachten Sie die ganze Reportage in ethos 09/2019.