Auch wenn der Lack teils etwas ab ist und nicht mehr alles glänzt – zum Vorschein kommt eine Liebe, die sich noch mehr aneinander freut als fünfzig Jahre zuvor.
Daniela Wagner
1. Januar 2020

Interview mit Gaby und Hans Eder

Ihr seid schon 50 Jahre verheiratet und die Liebe zueinander wurde nicht weniger, sondern mehr. Das hat Seltenheitswert. Einfach «Glück gehabt»?

Gaby: Wie man das macht? Ich denke, da gibt es kein allgemeingültiges Rezept. Glück wird ja oft auch im Zusammenhang mit Zufall genannt. An so ein Glück glaube ich allerdings nicht. Wir haben, obwohl wir sehr jung geheiratet haben, unsere Liebe und Ehe von Anfang an sehr ernst genommen. Für uns war und ist es immer wichtig, dass wir über alles reden, was uns bewegt. Dennoch weiss ich, dass so eine lange, glückliche Zeit nicht unser «Verdienst» ist, sondern Gnade. Dafür bin ich Gott sehr dankbar.

Hans: Ein Rezept gibt es keines ... Nur Glück gehabt: Dies wäre zu einfach und funktioniert auf Dauer nicht! Wenn «Glück», dann der Umstand, dass wir beide nach Jahren unserer Ehe zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben und so die Ehe unter einem ganz anderen, neuen Aspekt gesehen haben.

Der Wille, «in guten wie in schlechten Tagen» zum Partner zu stehen. Aus Liebe und Respekt schwierige Situationen zu meistern, mit denen man im Laufe der Jahre konfrontiert wird. Durch unsere Bekehrung wurde auch unsere Ehe neu beleuchtet, ein göttliches Licht durchdrang unsere Beziehung. Erst dann wurde mir richtig klar, was Ehe bedeutet und wie wichtig es war und ist, sie zu schützen.

Wie änderte sich denn deine Vorstellung über die Ehe?

Hans: Nun, wenn ich ehrlich bin, dachte ich, dass es normal wäre, wenn man die vermeintlich richtige Partnerin gefunden hat, sie zu heiraten, eine Familie zu gründen und ein doch angepasstes Leben zu leben: Hausbau, Job, Hobbys, Urlaub, Freunde ...!

Nach unser beider Bekehrung merkten wir, dass wir als Eheleute andere Ziele anstrebten. Ich wollte zum Beispiel nicht mehr meine Zeit mit meiner Band in Bierzelten verbringen, sondern sie für das Reich Gottes investieren.

In Bezug auf unsere Beziehung sehen wir uns von Gott zusammengeführt. Wir haben erfahren, was es heisst, zu vergeben und Vergebung zu bekommen. Von zwei verschiedenen Personen wurden wir zu einer. Wir haben unterschiedliche Begabungen von Gott erhalten. Früher genoss es jeder für sich, heute fühlen wir uns gerade dadurch vom anderen unterstützt und getragen. Wir sind immer noch dabei, die Ehe aus der Sicht Gottes zu ergründen und zu leben.

Was Gott mit der Ehe bezweckt? Ich denke, er sieht die Ehe und Familie auch als Modell der Gemeinde im Kleinen. Als Zeichensetzung für viele Menschen der heutigen Gesellschaft, wo Verantwortung, Liebe und Respekt gering bis gar nicht geschätzt werden.

Gab es in eurer Ehe auch mal eine Zeit, in der eure Beziehung brüchig war? Und wenn ja – wie habt ihr da wieder zueinander gefunden?

Gaby: Ja, es gab auch bei uns eine Zeit, die unsere Ehe auf die Probe stellte. Doch brüchig wurde sie nicht, weil wir uns liebten und uns die Ehe zu wichtig war. Den Grossteil unserer Ehe haben wir ja als gläubige Partner gelebt und in Krisensituationen immer die Probleme Gott im Gebet hingelegt und nach Lösungen gesucht.

Hans: Brüchig würde ich nicht sagen. Doch es war so, dass wir oft heute noch über diese Situation von damals sprechen und beide der Meinung sind: Ohne die Umkehr zu Gott, ohne seine Hilfe wären wir vielleicht nicht mehr zusammen.

Als wir vor fünfzig Jahren heirateten, hatten wir wie gesagt von Ehe keine Ahnung. Wir hatten uns ineinander verliebt und wollten zusammen sein. Von Beginn an war mir klar: Gaby ist die Frau, die ich heiraten will! Im Laufe der Jahre traten Spannungen auf. Zum «Glück» fand Gaby zum Glauben und zwei Jahre später bekehrte ich mich. Von da an lief alles anders! Einer der Bibelverse, die mich u. a. in meinem jungen Glaubensleben von Anbeginn begleitete, war Epheser 4,32: «Seid aber zueinander gütig, mitleidig und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat.» Die gegenseitige Vergebung machte es möglich, als gläubige Ehepartner all das, was früher, vor unserer Bekehrung war, Gott hinzulegen und neu mit Ihm anzufangen. Unsere Ehe wurde dadurch neu.

Hans, du erwähnst Spannungen. Wie sahen die aus und wie habt ihr eure Ehe «danach» gelebt? Was konkret war anders als vorher?

Hans: Die «Spannungen» traten im Laufe der Jahre auf und äusserten sich zum Beispiel dadurch, dass ich fast jedes Wochenende mit meiner Band spielte. Wir verbrachten wenig gemeinsame Zeit miteinander; Gaby hatte das Bedürfnis zu tanzen, und ich war eifersüchtig, wenn sie mit anderen Männern tanzte! Doch selbst, wenn es sich ergab und ich einmal nicht spielen musste, wollte ich nicht ausgehen, weil ich Nichttänzer war. Es kam zum Streit, das machte uns unglücklich und trübte damals unsere Ehe. Nachdem wir uns bekehrt hatten, fanden wir in einer neuen Art der Beziehung zueinander. Unser Wesen als Einzelne, aber auch als Paar veränderte sich zunehmend durch unser Christsein.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 01/2020.