Der Granatapfel, der entgegen seines deutschen Namens nicht mit unserem Apfel verwandt ist, trägt die botanische Bezeichnung Punica granatum.
Inika Cappello
20. Juli 2019

Zum Ursprung des lateinischen Namens gibt es verschiedene Angaben. Punica liesse zum einen auf das häufige Vorkommen in Tunesien schliessen, ehemals Punien genannt, und würde in dem Fall auf die römische Bezeichnung für die Phönizier zurückgehen, einem semitischen Volk des Altertums. Eine andere Möglichkeit wäre die Rückführung auf das lateinische Adjektiv puniceus, im Deutschen purpurrot, in Anlehnung an die Farbe der enthaltenen Kernschalen. Granatum stammt von dem lateinischen Wort granum und bedeutet so viel wie Korn, Kern oder Samen und deutet auf die Vielzahl der im Granatapfel enthaltenen Samenkörner hin.1

Der Granatapfelbaum ist ein sommergrüner kleiner Baum oder Strauch, der 5 Meter hoch, 3 Meter breit und bis zu einigen hundert Jahren alt werden kann. Er trägt korallenrote Blüten, aus denen die Früchte mit den zahlreichen Einzelsamen hervorgehen.2

Die reife Frucht verbirgt ihren schmackhaften Kern hinter einer derben Schale. Diese wirkt auf den ersten Blick nicht unbedingt einladend, ist aber durch ihre ledrige Beschaffenheit dafür verantwortlich, dass der Granatapfel bis zu mehreren Monaten gelagert werden kann, und das ohne Qualitätsverlust.3 Das Innere der Frucht hingegen fasziniert mit einer komplexen Gesetzmässigkeit und einer appetitlich anmutenden Ästhetik. Beinahe geheimnisvoll verbergen sich im Inneren durch Häutchen unterteilte Kammern, die wiederum Hunderte von kantig geformten Kernen enthalten, in denen sich jeweils ein Same verbirgt. Der Saft des Granatapfels, der beim Aufschneiden unweigerlich austritt, ist ein wenig säuerlich und von blutroter Farbe, die aus Textilien nur schwer wieder zu entfernen ist.4

Ein Multitalent

Die Tatsache, dass es sich beim Granatapfel um ein Multitalent handelt, macht ihn in der heutigen Zeit zum Trendobst. Einerseits überzeugt er geschmacklich. Egal, ob pur, als Drink, als Dressing oder Essig, der Granatapfel ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Aber auch unter dem gesundheitlichen Aspekt hat er einiges zu bieten. So sind die im Granatapfel enthaltenen Polyphenole bekannt für ihre antientzündliche und antioxidative Wirkung und somit für ihren positiven Einfluss auf das Immunsystem.5 Die Inhaltsstoffe der Frucht halten darüber hinaus den Blutzuckerspiegel stabil und helfen aufgrund der enthaltenen Ballaststoffe bei Verdauungsproblemen. Auch in der Krebstherapie wird der Granatapfel eingesetzt, da man davon ausgeht, dass die Stoffe aus der Frucht das Wachstum von Krebszellen hemmen können.6 Ja, «neuesten Forschungen zufolge verlangsamen Granatäpfel womöglich gar den Alterungsprozess des Menschen»7. Und schliesslich wird dem Granatapfel auch noch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, weshalb er im gesamten Orient als Fruchtbarkeitssymbol verstanden wird.3

Aus der Bibel

Assoziationen mit dem Granatapfel ziehen sich wie ein roter Faden durch die Kulturen des Altertums. Beispielsweise bei der Paradieserzählung in 1. Mose 3: Dort verführt die Schlange Adam und Eva dazu, von der Frucht des verbotenen Baumes in der Mitte des Gartens zu essen. Um welchen Baum und welche Frucht es sich genau handelt, wird im Bibeltext nicht näher bestimmt. In der christlich-europäischen Vorstellung ist jene verbotene Frucht ein heimischer Apfel. In der jüdischen Gedankenwelt wird ein Granatapfel assoziiert.2 Auch interessant: Im Judentum hat der perfekte Granatapfel 613 Kerne, was der Anzahl der Gebote in der Thora entspricht.4

Die Bibel nimmt im Alten Testament oft Bezug auf den Granatapfelbaum und seine Früchte. Zum Beispiel gilt der Granatapfel als eine der bedeutsamsten Früchte, mit denen das Gelobte Land Israel gesegnet war (4. Mose 13,23). Wegen seiner vielen Fruchtkerne (Samen) steht der Granatapfel in diesem Zusammenhang für Fruchtbarkeit und wird gemeinsam mit Feigen und Weintrauben genannt, um den Reichtum und die Fruchtbarkeit des Verheissenen Landes aufzuzeigen.2

Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur waren laut der Schilderung in 2. Mose 28,33 ff. Teil des Ephods des Hohepriesters, dessen Anfertigung Gott den Israeliten befohlen hatte. Sie hingen abwechselnd mit goldenen Schellen ringsum an der Quaste des Obergewandes. Dieses musste stets getragen werden, wenn der Hohepriester das Allerheiligste betrat, damit der Klang des Gewandes gehört wurde und er nicht sterben musste (2. Mose 28,35).

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 07/2019.

 

1    https://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/punica-granatum/11643
2    https://www.bibelwerk.de/serie+zur+bibel.38302.html
3    http://www.medapharma.de/service/heilpflanzen-almanach/granatapfel/
4    https://www.zeit.de/2016/52/granataepfel-suesse-zucht-varianten-grenadine
6    https://eatsmarter.de/ernaehrung/news/granatapfel-gesund
7    https://gesund.co.at/granatapfel-gesund-wohlschmeckend-12563/
8    https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=4357