In guten wie in schwierigen Zeiten können Grosseltern nicht nur für die eigenen Enkelkinder eine unverzichtbare Schatztruhe sein. Wie gelingt das? Und wie profitieren auch Eltern davon?
Nicola Vollkommer
23. Juni 2023

Grosseltern sein in der heutigen Zeit ist eine Kunst. Es gibt kein Handbuch für die Rolle von Oma und Opa in einer Gesellschaft, in der traditionelle christliche Werte mehr denn je mit Füssen getreten werden. Auch christliche Familien sind vielen Einflüssen und Entwicklungen ausgesetzt, die es so noch nie gab. Ein gottloser Staat greift zunehmend nach der Lufthoheit in den Kinderzimmern und – schlimmer noch – nach der Lufthoheit im Denken der Eltern. Der wichtige Einfluss gesunder und mitdenkender Grosseltern steht in den pädagogischen Leitfäden unserer Kultusministerien vermutlich ganz unten auf der Prioritätenliste. Oder gar nicht.

Jungen Müttern wird suggeriert, dass die Qualität der Biokarotten, die Holzbeschaffenheit des Wickeltisches, der Schlafrhythmus à-la-irgendeinem-Fachmann, die Entwicklung der Feinmotorik, die Beurteilung des Kinderarztes bei der letzten Untersuchung, der Platz in der Krippe – dass all diese Dinge von entscheidender Bedeutung sind. Das Kind muss ins Raster passen. Natürlich ist dessen körperliche Entwicklung wichtig. Aber das Wichtigste für eine gesunde Entfaltung wird immer seltener erwähnt: Ein unerschütterliches Zugehörigkeitsgefühl. «Hier gehöre ich hin. Hier kann ich nicht entlassen oder weggeschickt werden. Hier ist mein Zufluchtsort, zu dem ich jederzeit zurückkehren kann, wenn draussen der Wind eisig bläst.»

Keine noch so gute Erzieherin, Tagesmutter oder Lehrerin – so segensreich ihre Rolle im Leben eines Kindes auch sein mag – kann dieses Urvertrauen ersetzen. Wenn ich mit meiner Enkelin «Regenwürmer» aus Knete bastle, sind es nicht meine künstlerischen Fähigkeiten, die mich mit dem Kind verbinden, sondern einfach das Miteinander. Den Enkelsohn auf der Schaukel zu schieben («höher, höher!»), das könnte ein Roboter sicher besser als der Opa. Es ist die Beziehung, die den Unterschied macht. Hut ab vor den Eltern, die Pflegekinder in ihre Familie aufnehmen und sich jahrelang als Ersatzeltern bemühen, dem Kind dieses Zugehörigkeitsgefühl zu geben. Aber gerade sie können ein Lied davon singen, was eine frühe Trennung von der leiblichen Familie mit diesem jungen Leben anrichten kann.

Der Segen der Grossfamilie

Kinder wollen eine Familie, keine Erziehungsanstalt. Gerade hier spielen fürsorgliche Grosseltern ihre wichtigste Rolle. Im Alten wie im Neuen Testament ist die enge Verbindung zwischen den Generationen – das geistliche Vermächtnis, das von einer Generation an die nächste weitergegeben wird – die Grundlage des Zusammenlebens im Volk Gottes, der Garant dafür, dass Gottes Weisungen nicht in Vergessenheit geraten (5. Mose 6,7; 5. Mose 11,19).

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 07+08/2023