Lange Zeit galten Frauen als weniger intelligent oder schlicht unbegabt, schwach, unselbstständig und insgesamt minderwertiger als Männer. Thomas von Aquin (1225–1274) erklärte, die Frau sei eine minderwertige Fehlkonstruktion und das Resultat einer Schwäche in der Zeugungskraft ihres Vaters.
Auch im kirchlichen Kontext wurde die Frau jahrhundertelang so gesehen und beurteilt – erst 567 n. Chr. legte man in einer Synode mit knapper Mehrheit fest, dass die Frau kein seelenloses Wesen sei.
Bis heute ist in manchen Ländern dieser Erde Bildung für Frauen verboten und je nach Geburtsort und kulturellem Hintergrund gelten sie noch immer als minderwertige Wesen.
Wie wohltuend ist es dagegen, in der Bibel den Umgang Jesu mit den Frauen zu betrachten, die auch in der damaligen Gesellschaft einen denkbar schlechten Platz einnahmen. Er redet ganz selbstverständlich mit der Frau am Brunnen und geht nicht davon aus, dass sie aufgrund ihres Frauseins theologische Inhalte nicht erfassen kann. Im Gegenteil, er spricht mit ihr über das ewige Leben und den wahren Gottesdienst (Joh. 4). Er unterstützt Maria, die das Lernen geistlicher Wahrheiten ihren weiblichen «Pflichten» vorzieht (Luk. 10,38), und ermutigt Marta, es ihr gleichzutun. Er berührt Frauen, um sie zu heilen, und lässt sich von ihnen berühren; es gibt sogar eine kleine Gruppe von Frauen, die mit ihm und den Jüngern umherziehen – eigentlich undenkbar zu jener Zeit.
Nach seiner Auferstehung erscheint er zuerst den Frauen, obwohl das Wort einer Frau als Zeugin damals nichts galt. Er bringt den Frauen, denen er begegnet, Mitgefühl und Respekt entgegen und gibt ihnen eine Stellung, die sie bis dahin nicht kannten.
Mann und Frau haben vor Gott den gleichen Wert – denn beide sind nach seinem Ebenbild geschaffen.
Wunderwerk Frau – der weibliche Körper
Gott schuf den Menschen als Mann und Frau. Er gab seinen Geschöpfen zwei Aufträge, die sie nur gemeinsam erfüllen können: «Seid fruchtbar und mehret euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan ...» (1. Mose 1,8).
Um diesen Auftrag zu erfüllen, hat Gott die Menschen unterschiedlich ausgestattet – und doch wunderbar aufeinander abgestimmt.
Abgesehen von den offensichtlichen körperlichen Unterschieden weisen Frauen im Allgemeinen eine geringere Muskelmasse, eine kleinere Lunge, ein kleineres Herz und eine geringere Blutmenge auf als Männer. Die weiblichen Knochen sind weniger dicht und daher leichter, das Becken ist breiter und der Beckenring ist im Hinblick auf eine mögliche Geburt eher kreisförmig angelegt.
Beide Geschlechter produzieren sowohl männliche Hormone wie Testosteron als auch weibliche Hormone wie Östrogen und Progesteron – aber in ganz unterschiedlichen Konzentrationen, so wie es der Schöpfer vorgesehen hat. Es ist faszinierend, wie Gott das Zusammenspiel der beiden Geschlechter bis ins kleinste Detail durchdacht und vorbereitet hat.
Die Frau ist das von Gott auserwählte Geschlecht, um neues Leben zu tragen, wachsen zu lassen und schliesslich zur Welt zu bringen. Schwangerschaft und Geburt sind untrennbar mit dem weiblichen Geschlecht verbunden, und deshalb wird die Frau mehr Zeit und Kraft in diesen Prozess investieren als der Mann. Der weibliche Körper wird zum Ort, an dem sich das Wunder des Lebens manifestieren kann – welch ein Vorrecht!
Mutter sein
Mein Mann und ich wurden innerhalb von acht Jahren Eltern von vier Kindern – in einer Zeit, in der es noch nicht üblich war, dass Väter in Elternzeit gehen. Eine Teilzeitarbeit meines Mannes war in seinem beruflichen Umfeld keine wirkliche Option und eigentlich undenkbar. So blieb ich zu Hause bei den Kindern, ohne dass es grundsätzliche Diskussionen darüber gab. Es fiel mir auch nicht schwer, ich ging in meiner Rolle als Mutter auf und war (meistens) zufrieden mit diesem Arrangement. Wir hatten uns bewusst für Kinder entschieden (im Wissen, dass dies nicht in unserer Hand liegt) und wollten dieser Verantwortung gerecht werden. Für mich bedeutete das in dieser Zeit, ganz für die Kinder da zu sein. Ich wollte nicht eines Tages zurückblicken und mir wünschen, ich hätte mehr Zeit für meine Familie gehabt.
Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass es auch einen Stachel gab, der mich in regelmässigen Abständen «piekste». Es war die eigentlich harmlose Frage: «Und – was machen Sie beruflich?», die mich jedes Mal zusammenzucken liess und mir schmerzlich bewusst machte, wie sehr ich die Massstäbe dieser Welt verinnerlicht hatte.
Es kratzte an meinem Ego, nichts vorweisen zu können, was meinem Gegenüber ein anerkennendes Nicken entlocken würde – vielmehr erntete ich nach meinem jeweiligen Bekenntnis, zu Hause bei den Kindern zu sein, eher mitleidige Blicke.
Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 10/2024