Wie postfaktisches Denken auch christliche Kreise bestimmt.
Thomas Lange
20. Mai 2018

Ein Miteinander über alle Konfessions-Grenzen hinweg. Das bewegt und begeistert. Wird mit Worten wie «horizonterweiternd» angepriesen oder als «höheren geistlichen Level» gerühmt. Angestrebtes Ziel ist das Miteinander. Wer wünscht sich das nicht? Die Frage ist nur: Zu welchem Preis?

Resignieren statt kämpfen?

Es war einmal, als verschiedene Publikationen vor aufkeimenden «neuen Wegen» warnten oder gar Stellungnahmen verfasst wurden. Als höchstes Gut und Richtschnur galt die Irrtumslosigkeit der Bibel, daran hatte sich alles zu messen – nicht an Befindlichkeiten. Man wusste sich allein der Heiligen Schrift verpflichtet. Sie galt als unantastbar, irrtumslos und allgenugsam.

Einheitsbestrebungen stand man nüchtern – will heissen wachsam, prüfend – gegenüber und hielt standhaft die Lehre der Heiligen Schrift gegen jegliche Versuche der Vereinnahmung und Liberalisierung.

Der Trend von heute geht dahin, dass die Bibel viele verschiedene Ansichten zulasse, die alle in der Bibel gegründet seien. Unter dem Label «christlich» kocht eine «Miteinander-Suppe», die aus einem Wirrwarr verschiedenster Strömungen und zum Teil obskurer Ideen besteht.

Hinsichtlich der Flut von verwirrenden Ansichten ist es ein Dilemma, dass eine zunehmende Müdigkeit unter Evangelikalen eingesetzt hat, sich mit ihnen kritisch auseinanderzusetzen und sie zu prüfen. Man will verhindern, in eine bestimmte Ecke gestellt oder gar als richtend wahrgenommen zu werden.

Manche Verantwortliche geben zu verstehen, dass sie sich diesem Kampf nicht mehr aussetzen wollen und deshalb einfach schweigen. Das Denken – ohne es offen auszusprechen – lautet, man wolle sich nicht mehr durch eine besondere Sichtweise von anderen abheben. Woran liegt es? An geistlicher Müdigkeit oder Desinteresse? Oder ist man gegen diverse Strömungen einfach machtlos? Ist Resignation der Grund? Ist die Verteidigung des Glaubens (nach Judas 3) zum Stiefkind geworden?

Die unweigerliche Folge dieser Haltung: In immer mehr Gemeinden und Werken, die einmal als bibeltreu galten, zieht still und heimlich der Zeitgeist ein und der Sauerteig greift um sich.

Moderne Medien und die zugeklappte Bibel

Moderne Medien haben offensichtlich einen nicht unerheblichen Anteil an der Misere. Per Smartphone oder Tablet haben wir mittlerweile zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugriff auf alles Mögliche, und das ungefiltert. Von Ökumenebestrebungen über Charismatik bis hin zu Allversöhnung, christlichem New Age und Mystik ist alles präsent. Youtube, Facebook und Co. bieten uns ständig neue und interessante Beiträge, die gerade viele junge Leute ungeprüft konsumieren. Selbsternannte Lehrer posaunen mit Überzeugung ihre Ansichten hinaus und hinterlassen Verunsicherung. Inhalte, die mit der Bibel nicht in Einklang zu bringen sind, begehren Einlass in unser Denken. Auch das christliche Fernsehen trägt seinen Teil dazu bei, dass der Zuschauer immer orientierungsloser wird. Die Suppenküche des Glaubens kocht ein ökumenisches Einheitsprogramm. Die Vermischung scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Für jeden ist in diesem Sammelsurium etwas dabei. Dies suggeriert, im Grunde sei doch alles dasselbe. Unterschiede bestünden lediglich in Nuancen, Äusserlichkeiten und Nebensächlichkeiten.

Ohne zu prüfen, wird alles bedenkenlos aufgesogen. Die Bibel verstaubt zugeklappt im Regal. Wir bekommen ja alles tafelfertig serviert. Warum sich dann noch selbst die Mühe machen und die Heilige Schrift studieren? Doch wer nicht mehr in der Bibel «zuhause» ist, wird manipulierbar und unfähig, faule von guten Früchten zu unterscheiden.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 05/2018.