Die Toskana ist wie kaum eine andere italienische Region eine Kulturlandschaft im doppelten Sinne: Fundgrube für Kulturinteressierte, aber auch eine stark von Menschenhand geformte Landschaft. Beinahe alles, was jährlich Millionen Reisende in die Toskana zieht, wurde im Laufe der Jahrhunderte von seinen Bewohnern gestaltet: bildende Künstler, Architekten und Städteplaner schufen berühmte Baudenkmäler und Kunstwerke, die Landschaft mit ihrer geometrischen Strenge trägt die Handschrift von Winzern und Bauern.
Wiege der Renaissance
Das von den Römern gegründete und von den Medici zu Macht und Reichtum geführte Florenz war im 15. Jahrhundert die Kunstmetropole Europas und die Wiege der Renaissance. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, all die Sehenswürdigkeiten aufzuzählen, und ich beschränke mich auf einige Eindrücke, die mir besonders haften blieben. Den besten Überblick hat man von der Piazzale Michelangelo. Vor allem in der Abenddämmerung ist der Blick auf die Stadt und den Fluss Arno atemberaubend. Ausserdem ist der Platz ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen und es finden immer wieder spontane Musikdarbietungen statt.
Ebenfalls ein Muss ist der Ponte Vecchio. Diese älteste Brücke von Florenz bekam im 13. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen mit Wohnungen und Läden, in denen Goldschmiede und Juweliere bis heute ihre Schmuckstücke anbieten.
Das gewaltigste Bauwerk ist sicher der Dom. Allein der Bau der Kuppel dauerte 14 Jahre. Daneben steht der Campanile, der Glockenturm, dessen 463 Stufen man erklimmen sollte, falls die Warteschlange davor nicht allzu lang ist.
Wer ist die Schönste im Land?
Schon lange Zeit besitzt Siena den Ruf, die schönste Stadt der Toskana zu sein. Auch wenn Florenz nach jahrhundertelangen Kämpfen die Oberhand gewann – Siena gilt als die beeindruckendere von beiden. Eingefasst von einer sieben Kilometer langen Stadtmauer konnte sie ihr mittelalterliches Aussehen bis heute bewahren. Magischer Anziehungspunkt für Sienesen und Touristen ist der in der Senke zwischen den Hügeln liegende Campo, jener muschelförmig angelegte Platz, der als berühmtester von ganz Italien gilt. Zweimal im Jahr, am 2. Juli und am 16. August, findet hier der Palio statt, ein historisches Pferderennen und Sienas grösstes Fest.
Im Wandel der Jahreszeiten
Die wohl eigenwilligste Landschaft der Toskana ist die Crete, südlich von Siena. Weit schwingende, sich zu immer neuen Formen aufbauende Hügel, verleihen dem Gelände eine schier unendliche Weite, in dem einzelne oder in Gruppen stehende Zypressen dem Auge Halt geben. Die Jahreszeiten sind es, die in der Crete stets neue malerische Bilder zaubern. Das frische Grün der spriessenden Getreidefelder im Frühling verwandelt sich im Herbst, wenn nach der Ernte der nackte Lehmboden wieder zutage tritt, zu einer Mondlandschaft mit dunkler Erde und klaffenden Rissen.
Etwas weiter südlich machen kleinere Städte auf sich aufmerksam. Montalcino und Montepulciano sind Weinkennern sicher ein Begriff, mir gefällt aber besonders Pienza. Papst Pius II. liess 1458 nach Antritt seines Pontifikats seinen Heimatort zu einer Musterstadt der Renaissance umbauen. Nach seinem überraschenden Tod 1464 fanden die Baumassnahmen ein abruptes Ende. Und so präsentiert sich heute das Provinzstädtchen Pienza als wahre Renaissancestadt, nur eben im Puppenstuben-Format.
Lesen Sie die ganze Reportage und bewundern Sie die eindrücklichen Bilder in ethos 08/2019.