Erkämpftes Frauenrecht, gesetzlich legal und von der breiten Masse befürwortet – doch zu welchem Preis?
Daniela Wagner
9. März 2021

Abtreibungen haben schwerwiegende Spätfolgen. Der Weg zur Heilung geht über die Anerkennung des Schmerzes und der Schuld. Dagmar C. Müller, Beraterin und Hebamme, möchte für dieses Thema sensibilisieren. Sie wünscht sich, dass Christen leidenden Frauen mit Liebe und Barmherzigkeit begegnen und sich ihrer Not nicht verschliessen – die Sünde aber nicht bagatellisieren. ethos sprach mit ihr über das, was Frauen in einer solchen Situation wirklich brauchen.

Frau Müller, als Hebamme kamen Sie unweigerlich auch mit dem Thema Abtreibung in Berührung.

In meiner Ausbildung arbeitete ich freudig darauf hin, Frauen während der Geburt zu begleiten und zu unterstützen. Ich war Hebamme mit Leib und Seele. Doch dann kam der Tag, an dem ich bei einer Spätabtreibung der Frau das Medikament zur Einleitung der Geburt verabreichen sollte. Ich weigerte mich, den Tod eines Ungeborenen auszulösen. Das Team war nicht bereit, meine Überzeugung mitzutragen, obwohl meine Arbeit als Hebamme geschätzt wurde. So waren die Umstände meiner Entlassung hart. Sie haben mir gezeigt, was es bedeutet, sich zu seiner Überzeugung zu bekennen. Gezwungenermassen fragte ich mich nun, wie es weitergehen soll. Mir war klar: Ich würde in meinem Beruf immer wieder mit diesem Problem konfrontiert sein. In New Orleans öffnete sich mir eine Tür bei «Jugend mit einer Mission». Ich konnte dabei mithelfen, eine Stelle für Schwangerschaftsberatung aufzubauen.

Weshalb betrachten Sie es als falsch, ein Kind abzutreiben?

Nur Gott, unser Schöpfer, hat das Recht darauf, über Leben und Tod eines Menschen zu entscheiden – das ist meine Überzeugung. Es ist mein grosses Anliegen, Frauen über die möglichen Folgen einer Abtreibung aufzuklären. Das bedeutet, ihnen allfällige Spätfolgen nicht zu verheimlichen. Eine Frau, die sich mit dem Gedanken einer Abtreibung auseinandersetzt, ist immer auch innerlich in einer grossen Not. Das sollte im Gespräch anerkannt werden.

Mit welchen Erwartungen kamen die Frauen in die Beratung des Schwangerschaftszentrums?

Unterschiedlich. Einige Frauen wollten einfach einen zweiten Schwangerschaftstest; andere kamen zu uns, weil Sie wissen wollten, wieviel eine Abtreibung kostet. Das war abhängig davon, in welchem Stadium sich die Schwangerschaft bereits befand. Mithilfe eines Ultraschalls zeigten wir ihnen, in welcher Schwangerschaftswoche sie waren. Gleichzeitig konnte die Frau das Kind sehen, das sie in sich trägt.

Dann kamen auch viele, die Angst davor hatten, mit der ganzen Situation nicht klarzukommen und sich total überfordert fühlten. Das Kind stellt sie vor unüberwindbare Schwierigkeiten. Also muss es weg. Sie meinen, das Problem damit beseitigt zu haben.

Oft fühlt sich die ungewollt Schwangere sehr alleine und isoliert mit ihren Fragen, Nöten und Ängsten. Die wenigsten haben eine Vertrauensperson. Die Frau befindet sich in einer Krise; der Partner steht nicht zu ihr, setzt sie unter massiven Druck, das Umfeld grenzt sie aus. Nicht selten sind es auch finanzielle Gründe, die Frau fühlt sich alleingelassen, ohne Hilfe.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 03/2021.