Lass dein Leben von Jesus erzählen.
Tabitha Bühne
7. August 2018

Tabitha Bühne für ethos im Gespräch mit einem Christen im Norden Indiens.

Es gibt Länder, da steht die Religions- und Meinungsfreiheit zwar auf dem Papier, aber im echten Leben sieht es ganz anders aus. Ich habe in Indien zahlreiche Christen getroffen, die jeden Tag mit Angst aufwachen, die Verleumdung, Hass und Verfolgung erleben – und dennoch am Glauben festhalten. Mich bewegt das immer wieder, vor allem, weil ich selbst oft eher feige und wortkarg bin, wenn es um meinen Glauben in der Öffentlichkeit geht. Dabei kostet es mich nicht viel – im Gegensatz zu meinem Interviewpartner, einem Familienvater und Missionar aus dem Norden Indiens. Er möchte anonym bleiben, um sich selber und die Christen vor Ort vor Gewalt zu schützen.

Warum ist es so gefährlich, sich öffentlich als Christ zu äussern? Können Sie die Situation beschreiben?

Das Gesicht Indiens hat sich rapide verändert. Religiöser Stolz, das derzeitige politische Klima und ein starkes Gefühl des Nationalismus behindern die Missionsarbeit erheblich. Tief verwurzelt bei den meisten Indern ist das Vorurteil, dass das Christentum eine ausländische Religion sei und christliche Missionare ausländische Agenten, die durch fremdes Geld finanziert würden. Man betrachtet Missionare als Konversions-Experten, die arme Hindus durch Geld gewinnen wollen. Um Bekehrungen zu verhindern, werden die Missionsarbeit vereitelt und die Christen in einem Zustand der Angst gehalten. Antichristliche Gruppierungen sind auf dem Vormarsch, gehen gegen christliche Missionare und Schulen vor und versuchen auch, jede christliche Sozialarbeit einzudämmen.

Vor ein paar Jahren besuchte ich ein Dorf, um mit einigen Jugendlichen das Evangelium zu teilen. Als ich mich hinsetzte, um meine Bibel zu öffnen, war ich plötzlich von vier Polizisten der örtlichen Geheimdienststelle umgeben. Sie kamen in mein Haus, um unsere Identität zu überprüfen. Weil ich angeblich versucht hatte, arme Hindus zum Christentum zu bekehren, wurde ich dem Polizeipräsidium gemeldet. Man forderte mich auf, die Stadt sofort zu verlassen. Aber wir vertrauten dem Herrn, der unser Fels und unsere Festung ist. Die erste Lektion, die ich auf dem Missionsfeld lernen durfte, war: «Sei weise, wenn du das Evangelium weitergibst.»

Wie haben Sie Jesus persönlich kennengelernt?

Ich hatte das Vorrecht, in einem gläubigen Elternhaus aufzuwachsen. Meine Eltern liebten Jesus. Ich hörte christliche Botschaften, wir sangen christliche Lieder und beteten regelmässig zusammen. Obwohl ich das Evangelium kannte, wollte ich Jesus Christus nicht als meinen Herrn annehmen. Ich wurde langsam und stetig in die Welt gezogen und fing an, die vorübergehenden Freuden der Sünde zu geniessen. Bald wurde mir klar, dass es um Eitelkeit und Illusion ging. Mein sündiges Leben gab mir keine wirkliche Freude. Ich sass auf dem Trockenen, war «high and dry». Als ich 17 Jahre alt war, war ich dermassen gesunken, dass mein Vater beschloss, mich nicht zur Schule zu schicken. Ich sass in meinem verschlossenen Zimmer. Mein Vater bat mich, über mein Leben nachzudenken und meinen Sünden ins Gesicht zu schauen. Er überreichte mir ein weisses Blatt Papier und forderte mich auf, alle meine Sünden aufzuschreiben. Es dauerte nicht lange, bis beide Seiten des Blattes ausgefüllt waren. Dann übergab ich das gefaltete Blatt meinem Vater. Ich schämte mich. Ohne einen Moment zu zögern, begann er, das Blatt in kleine Stücke zu zerreissen, und warf diese in den Mülleimer. Er sagte: «Sohn! Ich liebe dich mit bedingungsloser Liebe. Ich will nicht sehen, was du geschrieben hast, aber ich werde dir all die Sünden vergeben, die auf dem Blatt stehen.» Tränen schossen in meine Augen, als mir klar wurde, wie liebevoll mein Vater und wie sündig und verloren ich war. Er sprach mit mir über die bedingungslose Liebe Gottes und die Freude eines Lebens in Freiheit und Vergebung. Dann betete ich mit meinen Eltern und übergab mein Herz dem Herrn. Eine grosse Last fiel von mir ab. Gott hatte mir seine gnädigen Arme entgegengestreckt. «Erstaunliche Gnade, wie süss ist der Klang, der einen Verlorenen wie mich gerettet hat ...»

(Lesen Sie das ganze Interview in ethos 08/2018)