«Christsein ist kein Müssen, sondern Wollen, weil wir dürfen», so der Autor Thomas Lange.
Thomas Lange
13. Januar 2020

«Was ist eigentlich der Sinn unseres Lebens?» Was für eine Frage, wird sich  vielleicht der eine oder andere denken. Das ist schliesslich jedem Christen klar. Und vor allem: Was hat das mit Nachfolge zu tun?
Mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte! Wie wir die Sinnfrage beantworten und was für Schlussfolgerungen wir daraus ziehen, ist entscheidend, denn dies wird Auswirkungen auf unser komplettes Leben haben.

Zwei Möglichkeiten

Vielleicht lautet Ihre Antwort folgendermassen: «Der Sinn des Lebens besteht darin, dass ein Mensch gerettet wird, sprich zum Glauben kommt. Ganz nach dem Motto: Hauptsache, gerettet! Das praktische Alltagsleben als Christ betrachte ich eher als zweitrangig. Wichtig ist, dass es mir gut geht, meine Sünden vergeben sind und ich nicht in die Hölle komme. Der Glaube ist für mich eine Versicherung für die Zukunft nach meinem Tod.»

Oder Sie denken: «Der Sinn des Lebens besteht darin, den lebendigen Gott zu verherrlichen, d. h. seine Massstäbe in meinem Leben darzustellen. Mein praktisches Leben soll Jesus Christus reflektieren. Es ist mein Wunsch, mein Leben vom Heiligen Geist verändern zu lassen. Die Bibelstellen, in denen Jesus über Nachfolge spricht, nehme ich ernst und versuche, sie mit Gottes Hilfe umzusetzen. Ich habe begriffen, dass die Bekehrung zu Gott nicht das Ziel, sondern das Mittel zum Zweck ist, nämlich für Ihn zu leben.»
Welche Antwort favorisieren Sie?

Das Motiv der Nachfolge – Liebe

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft» (Mark. 12,30).

Umfassender kann man es nicht ausdrücken! Es geht darum, sich mit Haut und Haaren, mit Leib und Seele Jesus auszuliefern. Jesus bewies seine Liebe dadurch, dass er sich für uns opferte. Dieser Fakt soll in uns Anbetung und Hingabe hervorrufen. Wer ist schon bereit, für jemand anderes sein eigenes Leben zu opfern? Geschweige denn für einen seiner Feinde? Genau das hat Jesus getan! Er starb für uns, als wir noch seine Feinde waren (Röm. 5,10). Durch sein Versöhnungswerk am Kreuz dürfen wir uns seine Freunde heissen. Welche Gnade!

Unsere tägliche Nachfolge soll ein Akt der Liebe zu unserem Erlöser sein. Kein Muss, kein Zwang, keine Tradition, nicht aus Angst oder weil andere dies von mir verlangen. Jesus möchte keinen Kadavergehorsam.

William MacDonald schrieb: «Weil der Heilige Geist im Christen wohnt, wird er auf eine neue Ebene des Verhaltens gehoben. Er möchte ein heiliges Leben führen, nicht aus Furcht vor der Strafe für den Gesetzesbruch, sondern aus Liebe zu Christus, der für ihn starb und wieder auferstanden ist. Unter dem Gesetz war die Angst das Motiv für Gehorsam, unter der Gnade ist Liebe das Motiv. Die Liebe bietet eine weit höhere Motivation als die Angst. Die Menschen werden aus Liebe Dinge tun, die sie aus einfacher Angst nie tun würden.»
Gott möchte, dass wir ihm aus Liebe nachfolgen, weil wir verstanden haben, wie gnädig er zu uns war und ist. Und diese Liebe wird Jesus selbst in uns bewirken, durch den Heiligen Geist (Röm. 5,5).

Das Wesen der Nachfolge – freiwillig

Immer wieder sagt Jesus: «Wenn mir jemand nachkommen will ...» (Matth. 16,24; Luk. 9,23). Es geht um Freiwilligkeit. Der Herr möchte Herzen, die für ihn schlagen: Gehorsam aus Liebe. Das Wort «freiwillig» besteht aus zwei Silben: frei und willig.

Jesus hat uns befreit aus der Finsternis, von der Macht der Sünde und ihren Folgen, dem Gericht. Deshalb sollen wir ihm gern und willig nachfolgen. Ja, er selbst möchte dieses Wollen in uns bewirken (Phil. 2,13).

F. S. Arnot meinte: «Gottes Methode, Menschen in der Nachfolge an sich zu binden, ähnelt der, mit der er die Planeten auf ihren Bahnen hält – indem er sie freilässt. Wir sehen keine Kette, die diese schimmernden Welten davon abhält, sich von ihrem Zentrum zu entfernen. Sie werden von einem unsichtbaren Prinzip gehalten ... Und so werden erlöste Menschen durch das unsichtbare Band der Liebe – Liebe zu dem Herrn, der sie erkauft hat – zu einem gerechten, gottesfürchtigen und nüchternen Leben gebracht.»

Fazit: Christsein ist kein Müssen, sondern Wollen, weil wir dürfen.

Die Konsequenzen der Nachfolge – allumfassend

Der Apostel Paulus lehrte: «Und für alle ist er gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist» (2. Kor. 5,15). Das umfasst alles, was Jesus über Nachfolge lehrte:

Selbstverleugnung (Matth. 16,24): Dieser Begriff ist in unserer westlichen Kultur beinahe ausgestorben. Er bedeutet, zum eigenen Ich (griech.: ego) Nein zu sagen, d. h. seine eigenen Interessen hinten anzustellen. Selbstverleugnung ist das Gegenteil von Selbstverwirklichung.

Sein Kreuz aufnehmen (Matth. 16,24): Das Kreuz war damals der Inbegriff der Schande. In der Anwendung auf unser Leben heisst das, bereit zu sein, um Jesu willen Spott, Ausgrenzung und Leiden zu erdulden. Der Weg der Nachfolge ist schmal. Doch er führt zum Leben. Der breite Weg hingegen ist bequem, hat oft einen religiösen Anstrich, führt aber letztlich in die Hölle (Matth. 7,13–14).

Jesus zuerst (Matth. 10,37): Er will die unangefochtene Nr. 1 in unserem Leben  sein (Luk. 14,25–27)! Niemals gibt er sich mit der zweiten Stelle zufrieden, denn er ist ein eifersüchtiger Gott (5. Mose 5,9).

Die Kosten überschlagen (Luk. 14,28–33): Jesus sagt: Wenn du mir nachfolgen willst, bestimme ich die Regeln. Das bedeutet konkret: Unser Leben ist nicht mehr länger unser Leben, sondern sein Leben. Unsere Zeit gehört ihm. Auch über unseren Besitz und unsere Zukunft will er verfügen (vgl. Matth. 6,33).

Das mag zunächst hart klingen, ist jedoch nur folgerichtig. Denn Gott hat uns durch Jesus von der Knechtschaft des Teufels freigemacht, um ihm, dem Schöpfer aller Dinge und gnädigen Herrn, zu dienen. Das ist unsere Bestimmung (vgl. Eph. 2,1–10).

Die Mittel der Nachfolge

Gott wohnt durch den Heiligen Geist in jedem Gläubigen (Kol. 1,27). Einer meiner Lehrer am theologischen Seminar sagte: Der Heilige Geist bewirkt nicht nur die Rettung der Seele, sondern auch die Heiligung in uns. Aber wir selbst sind es, die die Heiligung in der Praxis ausführen. Das bedeutet: Gott wirkt ins uns zu 100 % und wir selbst sollen uns zu 100 % anstrengen. Das ist Gottes Souveränität und unsere Verantwortung.

So wie ein Kind gewisse Dinge braucht, um sich gesund zu entwickeln, benötigen auch Nachfolger Jesu die richtige «Nahrung», um geistlich zu wachsen ...

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 01/2020.