Der Gerechte wird sprossen wie die Palme, […] Die gepflanzt sind im Haus des HERRN, sie werden blühen in den Vorhöfen unseres Gottes. Noch im Greisenalter sind sie stark, sind saftvoll und grün.» (Ps. 92,13–15)
Andreas Fett
26. April 2021

Im Greisenalter noch grünen und blühen? Im Spätherbst des Lebens sprossen? Wie geht das denn? Dann ist doch die Zeit des Früchtetragens vorbei – und die Zeit der Blüte schon längst. Nicht nur die Blätter fallen dann ab, selbst die Zweige werden zittrig und brüchig. Spätherbstliche Bäume stehen nur noch kahl und knorrig in der Landschaft. Und der Winter bricht ihnen das letzte Totholz aus der Krone. Nicht so bei der Palme: Sie bleibt unabhängig von den Umständen ein Fruchtbaum. Sie ist nicht den Jahreszeiten unterworfen. In vielen Sprachen der Welt wird die Palme als «Baum des Lebens» bezeichnet. In der Wüste bleibt die Palme saftvoll und auch im Winter kraftvoll. Palmen sind immerfort schön und schattenspendend. Im Alter noch biegsam und blätterreich. Wie kommt das?

Wurzeln und Blätter erneuern sich ständig

Natürlich bezieht die Palme wie alle Bäume ihre Feuchtigkeit aus ihrem Wurzelwerk. Weil sie den Fuss ins Wasser senkt, wird ihr das Haupt nicht angesengt. Ihre Wurzeln sind jedoch ganz anders konstruiert als bei Laub- und Nadelbäumen. Palmen bilden keine Hauptwurzel, die sich weit verzweigt. Stattdessen entspringen an der Stammbasis ständig neue Wurzeln von gleicher Stärke. Ihre Jugendkräfte erneuern sich auf diese Weise «wie die des Adlers» (Ps. 103,5). Gräbt man da, wo eine Palme steht, stösst man auf Wasser. Aber der Saft steigt bei der Palme nicht aussen zwischen Rinde und Holz auf, sondern sie transportiert das Wasser durch ihr Mark. Inmitten ihres Stammes steigen Nährstoffe auf. Ihr Stamm wächst von Anfang an in seiner endgültigen Stärke. Daher zeigen Palmenstämme im Querschnitt auch keine Jahresringe. Aus ihrer Kronenmitte werden ständig neue Blätter gebildet, während ältere unten am Stamm absterben und die typischen Kerbungen im Stamm hinterlassen.

Bist du wie die Palme oder wie der leicht geknickte Halm?

In der Bildersprache der Bibel ist die Palme das Gegenstück zum Grashalm, der rasch wächst aber ebenso schnell verdorrt und verwelkt – und sehr leicht geknickt ist. Die meisten Bäume kann man durch Verletzungen der Rinde zerstören. Das Leben der Palme aber liegt nicht an der Oberfläche, sondern geschützt in ihrem Innersten. Das Verletzen ihrer faserigen Rinde kann einer Palme nichts anhaben. Im Gegenteil:

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